Erfolgsmodell Agri-PV?! - Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir besichtigt mit ARGE Netz innovative Projekte in Schleswig-Holstein

Husum 09. Juni 2023

Fläche ist ein hohes Gut, die Konkurrenz zwischen Landwirtschaft, Energiegewinnung, Verkehr und Siedlung hoch. Landwirtschaftliche Flächen klug zu nutzen und eine Doppelnutzung zu ermöglichen, ist das Konzept der sogenannten extensiven Agri-PV. Zwei innovative Beispiele hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Donnerstag in Schleswig-Holstein besichtigt. Auf Einladung der Erneuerbaren-Unternehmensgruppe ARGE Netz aus Husum kam der Minister in den landwirtschaftlichen Solarpark Klein Rheide und in den Moor-PV-Park Lottorf und nahm an einer biologischen Führung teil.

Stephan Frense, Geschäftsführer der ARGE Netz: „Mit extensiver Agri-PV produzieren wir erneuerbaren Strom, stärken die Biodiversität und tragen zu den Nachhaltigkeitszielen in der Landwirtschaft bei. Für die Landwirtschaft bringt das Konzept viele Vorteile mit sich. Aber unsere Hemmnisse liegen weiterhin im Bereich der Planung und Genehmigung. Und wenn Sie in einem Jahr hoffentlich wieder kommen, lieber Herr Özdemir, werden wir die Prozesse verschlankt haben müssen.“ René Nissen, Geschäftsführer der Wattmanufactur: „Ich wette mit Ihnen, wenn wir noch in diesem Jahr den politischen Rahmen zur Agri-PV um die Möglichkeit zur ‚extensiven Agri-PV’ erweitern, werden ab dem Jahr 2025 gut 80 Prozent aller genehmigten PV-Anlagen biodivers gebaut! Im Moment zählt unsere Fläche noch als Gewerbefläche, nicht als Landwirtschaftsfläche. Landwirte müssen belohnt werden für Ökosystemdienstleistungen.“

Björn Spiegel, Leiter Politik & Strategie bei der ARGE Netz: „Hierfür brauchen wir die Unterstützung von Seiten der Politik: Denn aktuell sind Agri-PV-Anlagen auf intensive Landwirtschaft begrenzt und bleiben damit ein Nischenprodukt. Es gilt jetzt, Agri-PV sowohl im EEG als auch in der GAP um den Baustein der Extensiven Agri-PV zu ergänzen.“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Genau deswegen bin ich hier. Denn ich bin überzeugt, dass Agri-PV eine große Zukunft vor sich hat. Zum einen tun wir etwas dafür, dass die erneuerbaren Energien weiter vorankommen. Zweiter Punkt: Wir nehmen Landwirten auf diese Weise keine Flächen weg. Ständig verstoßen wir gegen unsere Flächenziele. Vielleicht ist die Schwerpunktsetzung nicht ideal, daher müssen wir darüber reden, wie wir die Flächennutzung optimieren können. Und dritter Punkt: Wir müssen aufpassen, dass wir keinen neuen Kulturkampf in Folge der Flächenknappheit bekommen. Wir haben aus dem Bereich Windenergie in Akzeptanzfragen gelernt und dürfen daher nicht dieselbe Fehlerkurve nehmen. Mehrfachnutzung von Flächen ist das Rezept und wir müssen schauen, dass es praktikabel ist. Insofern nehme ich diese Beispiele gerne mit nach Berlin.“

Durch die geschickte Bauweise in den Solarparks und die biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung entstehen über längere Zeit Lebensräume für viele teils bedrohte Arten. Für die Landwirtschaft bringt das Konzept viele Vorteile mit sich. Landwirte können die Flächen weiterhin bewirtschaften und leisten einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Zudem bleibt der Status der landwirtschaftlichen Fläche erhalten, wodurch u.a. Risiken der Hofübergabe im Erbschaftsfall gelöst werden.

v. l. n. r. Björns Spiegel, Stephan Frense, Cem Özdemir, René Nissen, Jess Jessen

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Recap ARGE Netz auf der HUSUM WIND 2023