Neues Marktdesign für Erneuerbare: Thesen der Erneuerbaren-Gruppe ARGE Netz zur Debatte

Berlin, August 2023. Nur mit Investitionssicherheit und einem Marktrahmen, der Erneuerbare entfesselt, schaffen wir den immer dringlicheren Zubau für Wind, PV, Biogas und Speicherlösungen. Gerade in unsicheren Zeiten gilt mehr denn je: Unternehmen der Erneuerbaren müssen Gewinne machen können. Eingriffe in den Bestand sind Gift für Investitionen.

Zugleich zeigen zahlreiche Marktstudien auf, dass die Volatilität der Strompreise und die Häufigkeit negativer Preise mit zunehmender Einspeisung erneuerbarer Energien massiv ansteigt. Einen Finanzierungsrahmen der Erlöse nach oben scharf begrenzt und keine Absicherung gegen das Risiko negativer Preise bietet, lehnen wir daher ab. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) muss als Absicherungsinstrument weiterhin bestehen bleiben und Investitionen anreizen und Risiken absichern. Hierzu einige Thesen:

  • Sehr hoher Zubau von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten erfordert Gewinnmöglichkeiten. Statt den Fokus einseitig auf Kostendeckelung zu legen, müssen auch Gewinne ermöglicht werden, um privates Kapital zu mobilisieren, damit Unternehmen breit investieren können. Dabei müssen auch die ungebremste Inflation, massive Zinssteigerungen und Kostensteigerungen für Anlagen und Zubehör im Zeitverlauf Berücksichtigung finden

  • Rückwirkende Eingriffe in Märkte, auch wenn sie nur angekündigt werden, erschüttern das Vertrauen und sind Gift für Investitionen. Es ist gut, dass die Erlösabschöpfung und die damit eingehende Investitionssicherheit beendet wurde. Künftige, derartige Eingriffe auf nationaler und europäischer Ebene müssen verhindert werden.

  • Um Investitionen abzusichern und den Ausbau zu beschleunigen, sehen wir weiterhin die gleitende Marktprämie als „state-of-the-art“. Mit der Vorlage der EU-Strommarktreform verdichtet sich jedoch die Annahme, dass zweiseitige Differenzverträge („Contracts for Difference“) das zukünftige bevorzugte Fördermodell sein werden. Dabei sollte weiterhin sichergestellt werden, dass diese freiwillig bleiben und nicht rückwirkend auf Bestandsanlagen angewendet werden.

  • Gleichzeitig geht es jetzt darum, die richtige Akzentuierung zu wählen und einen Marktrahmen zu schaffen, der eine flexible und systemdienliche Fahrweise von Erneuerbaren-Anlagen angemessen vergütet und Gewinne zulässt. Um das gesamte Spektrum der benötigten Erneuerbaren-Technologien sowie Speicherlösungen, anzureizen, bedarf es weiterhin einer Ausrichtung an Strommarktpreisen.

  • CfDs mit einem starren Deckel und fehlender Absicherung nach unten verdrängen nicht nur systemdienliche Anlagen aus dem Markt, sondern würgen auch Termin- und PPA-Märkte ab. Das Resultat: weniger Erneuerbare im Stromsektor, höhere Strompreise und steigende Förderkosten.

  • Hohe Strompreise waren nicht Ausdruck eines Marktversagens, sondern Ausdruck eines Strommarktes, in dem teure Erdgaskraftwerke preissetzend sind. Die beste Antwort auf hohe Strompreise ist und bleibt deshalb, den Erneuerbaren-Zubau massiv zu beschleunigen. Fundament eines zukünftigen Investitionsrahmens kann deshalb auch nicht ein Strommarkt sein, der Marktsignale abwürgt.

  • Um den Marktrahmen für die Erneuerbare wirklich zukunftsfest zu machen, muss Flexibilität als natürlicher Partner der Erneuerbaren in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Es gilt die bundesweite Wälzung und Dynamisierung der Netzentgelte auf allen Spannungsebenen umzusetzen und einen praxisgerechten Rahmen für „Nutzen-statt-Abschalten“ einzuführen. Mit regionalen Flexibilitätsmärkten können wir eine konsequente Antwort auf Netzengpässe geben und bei schnellem Abbau der Hemmnisse für Speicherlösungen und Wasserstoff auch die notwendige Sektorenkopplung zügig umsetzen.

Unsere Positionen im Detail zur Reform des European Electricity Markets (EMD) findet ihr im untenstehenden Dokument.







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